News

Freiheit oder Pflicht

 

Ried-Brig – Der Seelsorgerat des Bistums Sitten versammelte sich am vergangenen Samstag zu seinem jährlichen Kongress in der Herz-Jesu-Pfarrei Ried-Brig. In Anwesenheit von Bischof Jean-Marie Lovey wurde über das kirchliche Leben im Oberwallis informiert. Zur Sprache kam auch die kantonale Abstimmung vom 27. November 2022 über das ‘Gesetz über die Palliative Care und die Rahmenbedingungen für Beihilfe zum Suizid in Institutionen und Einrichtungen’

Die Pfarrei Ried-Brig war Gastgeberin des jährlichen Kongresses des Seelsorgerates des Bistums Sitten. Mitarbeitende im kirchlichen Dienst, Pfarrei- und Kirchenräte und Mitglieder von diözesanen Räten und Kommissionen wurden von Pfarrer Rolf Kalbermatter und den Co-Präsidentinnen des Pfarreirates am Brigerberg willkommen geheissen. Im Verlauf des Tages richtete sich auch Gemeindepräsident Matthäus Schinner an die Anwesenden und zeigte sich erfreut über die Wahl seiner Gemeinde als Versammlungsort.

Initiative üfbrächu auf Kurs

Generalvikar Richard Lehner informierte über den aktuellen Stand der Initiative üfbrächu in der katholischen Kirche im deutschsprachigen Teil des Bistums. Er erwähnte vier Themenfelder, an denen intensiv gearbeitet wird. Eine Projektgruppe kümmert sich um Fragen zur Liturgie und zur Sprache in der kirchlichen Verkündigung. Die Frage wie es in Zukunft gelingen soll, den Glauben weiterzugegeben beschäftigt eine andere Gruppe. Die Medienarbeit und die Kommunikation stellen einen weiteren Schwerpunkt dar. Schliesslich wies der Generalvikar auf Änderungen hin, welche die Organisation der Seelsorge betreffen.

Ein emotionales Thema

Thematisch bildete die Frage der Beihilfe zum Suizid in Institutionen und Einrichtungen den Schwerpunkt des Tages. Franz Schmid, Präsident der Stiftung Martinsheim in Visp legte dar, warum ein Komitee mit dem Namen Pro Liberty das Gesetz ablehnt. Pro Liberty widersetze sich nicht dem assistierten Suizid in Institutionen, sondern einem Gesetz, das die Institutionen zwinge, den assistierten Suizid zuzulassen. Pflicht sei keine Wahl.

Urban Eyer, Heimleiter des Alters- und Pflegeheims Santa Rita Ried-Brig, erwähnte wie schwierig es für Mitarbeitende sei, einen Suizid zuzulassen. Man setze sich in den Heimen für das Leben und für das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner ein und tue das mit einem grossen persönlichen Engagement. Eine Verpflichtung zur Beihilfe zum Suizid lehnt Eyer ab.

Bischof Jean-Marie Lovey erwähnte im Blick auf Allerheiligen und Allerseelen die Nähe von Leben und Tod, die untrennbar zusammengehören. Er zeigte auf, wie die Liebe Gottes dem Menschen die Freiheit schenke das Leben bis zu seinem natürlichen Ende zu gestalten. Christinnen und Christen zeigen sich gerade in schweren Zeiten solidarisch und schützen das Leben.

In einer abschliessenden Runde zeigten sich viele der Anwesenden dankbar für die klare Haltung der drei Referenten. Niemand bestreitet individuelle Rechte des einzelnen Menschen. Die Freiheit des einzelnen soll aber nicht zu einer Verpflichtung für die Institutionen werden.

 

Der Kongress endete mit einem Mittagessen und mit einer feierlichen Vesper in der Pfarrkirche, die vom Kirchenchor Ried-Brig musikalisch gestaltet wurde.