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Dank an Bischof Norbert Brunner

Lieber Bischof Norbert

Es war dein ausdrücklicher Wunsch am Ende deiner Amtszeit als Bischof von Sitten diesen Gottesdienst zu feiern. Zusammen mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern willst du in Dankbarkeit auf die vergangenen Jahre zurückblicken. Mir fällt heute die Geschichte der zehn Aussätzigen im Lukasevangelium ein (Lk 17, 11-19). Einer dieser Aussätzigen kehrt nach seiner Heilung zurück und dankt Jesus. Es geht mir jetzt nicht um das Verhalten der anderen neun. Bemerkenswert ist die Art und Weise wie Jesus Dankbarkeit versteht. „Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren?“ (Lk 17,18) Dankbarkeit bedeutet also Gott zu ehren. Das haben wir heute Abend getan.

Nun ist es aber sicher angebracht, dass wir auch dir danken. Ich tue das in meiner Funktion als Generalvikar im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im kirchlichen Dienst. Du hast deine Kraft während mehr als vierzig Jahren in den Dienst des Bistums und der Bistumsleitung gestellt. Als bischöflicher Kanzler, als Vermögensverwalter, als Generalvikar und seit 19 Jahren als Bischof hast du das Gesicht der Kirche von Sitten wesentlich mitgeprägt. Dabei liessest du dich leiten von deinem bischöflichen Wahlspruch: Im Dienste unserer Hoffnung. Du warst kein Freund von grossen Konzepten und Pastoralplänen. Vielmehr hast du darauf vertraut, dass letztlich Gott alles menschliche Tun begleitet und dass das Reich Gottes nur dann Wirklichkeit wird, wenn Gott es zu seiner Vollendung führt. Die vielen Gremien und Kommissionen mit all ihren Sitzungen und Tagungen waren dir oft eine Last. Dabei wolltest du dich nicht der Wirklichkeit verschliessen und administrative Fragen in den Hintergrund drängen. Dir ging es um das Zentrale der christlichen Botschaft, die du als eine Botschaft der Hoffnung verstehst. Diese Botschaft, wie sie uns in den biblischen Schriften überliefert ist, sollte deinen bischöflichen Dienst prägen. In all den Predigten und Botschaften, die du gehalten und verfasst hast, hast du versucht diese Botschaft auszulegen und weiterzugeben. Dabei liessest du dich leiten von einer grossen Treue zur katholischen Kirche und ihrer Art die christliche Botschaft zu verstehen. Du hast dich nicht gescheut, den Finger zu erheben und einzugreifen, wenn du den Eindruck hattest, die Einheit mit der Kirche und ihrer Lehre sei gefährdet. Nicht immer bist du dabei auf Gegenliebe und Verständnis gestossen. In solchen Momenten hast du Kraft gefunden im Gebet. Und immer wieder konntest du auf deinen Spaziergängen und Spazierfahrten auch ein wenig Distanz zu den Problemen des Alltags finden und neue Energie tanken.

In wenigen Tagen darfst du nun die Last des bischöflichen Amtes in die Hände deines Nachfolgers legen. Als emeritierter Bischof wirst du mit Interesse verfolgen, was sich in Kirche und Welt tut. Du wirst die Arbeit aller Seelsorgerinnen und Seelsorger des Bistums auch in Zukunft mit deinem Gebet begleiten. Wir verbinden unseren Dank mit dem Wunsch, dass deine eigenen Pläne und Gedanken für die Zukunft sich erfüllen mögen. Möge Gott dich, unseren alt Bischof, mit seinem Segen begleiten.

Sitten, 19. September 2014
Richard Lehner
Generalvikar